Sardinchen sprach zu Herrn Sardin: „Wo sind die alten Zeiten hin? Was ich am meisten ja vermisse, sind festliche Allmutterküsse – von einer Herrlichkeit! … Wo ging sie hin, die Zeit? Wo sind sie denn geblieben, die Helden, meine lieben? Es war ja früher ganz normal: Ein Ritter ritt so viele Mal durch Länder, Berg und stilles Tal und wusste, dass man pönen muss bisweilen für der Schönen Kuss! Besonders wenn ein Ehe-Mann danach auf Wut und Wehe sann! So mancher Held vergoss sein Blut, verstärkte sich des Schlossherrn Wut!“
Der Herr Sardin, der sprach nicht viel: Er sagte nur „Lulu!“ Sardinchen aber plaudert‘ immerzu: „Wie war’s doch schön beim Rosenfest, wo ungestraft sich kosen lässt: Der Ritter hielt die Hosen fest, das Schwert in seiner starken Hand, damit er nicht erstochen werde auf hohem Ross und stolzem Pferde!
So war‘s der Brauch in Stadt und Land! Beim Uhubaum gab’s Butternüsse und saftige Allmutterküsse, verbunden mit der hohen Minne in der Schlaraffia frohem Sinne! Doch war das vor Coronas Zeiten!
Wo sind die alten Herrlichkeiten? Denn die fungieren heutzutage nur noch in virtueller Lage. Bevor sie digital die Wangen küssen, wir einen Impfpass langen müssen! Sodann vom Scheitel bis zum Bauch uns des-in-fektio-nieren auch! Sie halten auch trotz Duft und Glanz den Bildschirm noch zwei Meter auf Distanz!“
So sprach Sardinchen, perlenbleich: „So weit kam’s mit dem Erlen-Reych!“
Der Herr Sardin, der schwieg dazu. Er meinte nur: „Nun hab‘ ich endlich meine Ruh!“
Lulu!
Kuni-fechs
