Du lebst noch viele Jahre. Vielleicht sind‘s auch nur zehn. Vielleicht wird deine Bahre schon bald im Hause steh‘n! Kaum bleibt dir Zeit, zu denken: Durch den profanen Sturm musst du dein Schiffchen lenken. Du sinnst nach Zahl und Normen und steckst ein hohes Ziel. Doch leben heißt auch formen mit deiner Hände Spiel! Du magst Erfolg erzwingen: Wie einsam ist der Preis! Zu leben heißt auch singen in vieler Freunde Kreis!
Und bohrte mancher Wurm ein Loch in deinen Magen, in deiner Seele Grund: Wirst vieles froh ertragen für schöner Musen Mund! Arznei und andre Gifte benebeln, täuschen dich? Du lebst vom spitzen Stifte, vom klaren Pinselstrich! Du gehst, wie oft mag ‘s glücken? – vorbei am kühlen Grab: Du lebst von Kartenstücken, von einem Zauberstab!
So schöpfst du aus dem Vollen und nimmst dir, was es hält. Das Glück schrieb deine Rollen. Die Bühne ist die Welt. Da schlägst du in die Tasten. Du quälst das Seufzerholz, befreit von Alltagslasten und vom profanen Stolz. Da glänzest du in Posen, die dein Genie erfand, in Poesie und Prosen: Ein lieber Dilettant! Der Welt, der hypertrophen, drehst du die Nase kalt: Dich zieht ‘s zu Philosophen, zu Käuzen in den Wald! Erbaut von Hirngespinsten, lachst du der Profanei: Du ahnst, dass in den Künsten dein wahres Leben sei!
P.S.: An Quarantänezwänge gewöhnst du dich recht schnell: Entfliehst aus Alltags-Enge für Stunden virtuell! Sei auch die Form zerrissen, die frohe Hoffnung glüht! Die Blume, die wir missen, bald wieder wächst und blüht.
Lulu!
Kuni-fechs