Ein Ritter, der im Dämmerschein sich an ein Fenster lehnte, weil er darin im Kämmerlein ein schönes Wesen wähnte, wie dies auch manch ein andrer sucht, entfernt von Ehearmen, den traf des Schicksals volle Wucht. Drum möchte ich euch warnen!
Es ließ sich zwar romantisch an, als ihn ein sanftes Rühren in jenes Zimmer zog hinan: So lässt sich‘s leicht verführen! Er roch zugleich den Rosenduft, der hochgemute Recke, und fühlte eine lose Brust, die seine Glut erwecke.
In seiner Rüstung wundersam bemerkte er ein Biegen. Da fing die Schöne munter an, ihn an ihr Herz zu schmiegen! Und siehe, wie der Panzer flog! Das war ein sunder Kosen, wie ihn die Minnereiche zog, bis er in Unterhosen! Doch nun – so kann‘s nicht eure Frau! – verdrosch sie diesen Armen, bis ihm der Körper grün und blau. Kaum fasste sie Erbarmen!
So kam der Ritter, spät zu Haus, verbeult, ein wahrer Jammer, trotz größter Müh‘ nicht mehr heraus aus seiner Eisenkammer! Die Burgfrau, ach, zwar einfallsreich, versucht‘ es mit der Schere, mit Büchsenöffner, Dietrich gleich – und selbst mit dem Gewehre! Die Freundin aus dem Nachbarschloss holt‘ Wagenheber, Ketten. Sie spannten ihn vor Kuh und Ross, ihn aus dem Blech zu retten! Doch schließlich gab man solches auf – der hohen Kosten wegen! Und stellte ihn als Wassertrauf, den Ritter, in den Regen!
Und falls er nicht gestorben ist, dann rostet er noch heute: Mit rost‘ger Phantasie und List seid ihr der Weiber Beute.
Drum lehnt euch nie im Dämmerschein ans Fenster, edle Recken! Es könnte doch im Kämmerlein ein rechtes Ekel stecken!
Lulu!
Kuni-fechs
