… Auch der traditionelle Gräbergang wird vielen Freunden derzeit nur virtuell möglich sein:
Wenn wir am heil‘gen Tage oft – alleine – durch den Friedhof wandern,
so treffen wir dort unverhofft – ach nur auf Steinen – manchen andern:
Der einst mit dir zur Schule ging, an den du dachtest gestern;
der – schnell wie du – die Bälle fing; der mit den hübschen Schwestern!
Der so wie du im Leben stand, so viele Räder regte,
die Ruder hielt mit starker Hand, sich kaum zur Ruhe legte!
Der fröhlich fechste, Liedlein sang, die rote Lethe nippte,
zum Seufzerholz und Becherklang mit all den Freunden sippte!
Auch Frauenzimmer, engelsgleich, die einst dein Herz begehrte –
und die, ach, fern vom Himmelreich, längst schlummern in der Erde!
Nur Schatten bleiben. Zwanzig Jahr‘? Der Tod mag sie verbuchen.
Man wird so oft, was herrlich war, vergeblich später suchen.
Was ist das Leben, fragst du dich! Ein Spiel, ein bunter Reifen!
Ein Farbenklecks, ein Federstrich, mit Händen kaum zu greifen!
Ein Schatz, den du zu halten glaubst – ein Bild nur, virtuell!
Was dich erfreute, jäh geraubt!
Die Toten reiten schnell!*
Drum Freund, vergiss das Laben nicht! Vor deiner langen Ruh‘!
Noch wärmt uns ja des Geistes Licht. Darauf Ehé! Lulù!
*nach Gottfried August Bürger: Lenore
Kuni-fechs